LEGO INSIDE TOUR
Fotos & Text: Jörgen Camrath
Mit Kindheitsträumen ist es ja immer so eine Sache. Entweder sie erfüllen sich nie. Oder sie enden in einer herben Enttäuschung, weil die Erwartungen mit den Jahren unrealistische Ausmaße angenommen haben. Das war bei meinem Besuch im Mekka aller LEGO-Fans in Billund zum Glück ganz anders.
Am 23. Dezember 2022 erhielt ich per E-Mail ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk. „Glückwunsch“, stand da. „Du bist bei der LEGO Inside Tour 2023 dabei!“ Hier müsste ich jetzt vermutlich ausholen. Aber machen wir es kurz: Ich hatte mich ein paar Monate zuvor direkt bei LEGO beworben, um bei einer dreitägigen Tour am Firmensitz im dänischen Billund dabei sein zu können. Genau wie weitere 1.600 LEGO-Fans aus aller Welt (von denen am Ende mit mir noch rund 200 andere Teilnehmer:innen ausgewählt wurden) wollte ich einen Blick hinter die Kulissen der Minifiguren-Maschinerie werfen.
Tag 0
Ende Oktober war es dann schließlich soweit: Nach der selbstorganisierten Anreise nach Billund ging es mit dem Bus direkt zum LEGOLAND Hotel. Hier hatte LEGO für die Teilnehmer:innen der sechsten (und besten) „LEGO Inside Tour 2023“ Zimmer für die kommenden drei Nächte reserviert. Bereits beim Check-in erhielt ich eine Jahreskarte mit Eintritt zum LEGO House und zum LEGOLAND. (Die Bilder der Hotelzimmer sprechen für sich, denke ich…)
Für den Anreisetag selbst war noch kein Programm vorgesehen, weshalb ich einen Spaziergang ins Zentrum von Billund (Einwohner:innen: 7049 Einwohner – Stand 1. Januar 2023) machte und anschließend noch eine kurze Runde durchs LEGOLAND drehte.
Tag 1
Nach einem frühen Frühstück ging es am Mittwochmorgen dann gemeinsam mit den 35 anderen Tour-Teilnehmer:innen vom Hotel zu Fuß zum LEGO House. Dort wurden wir bereits von unseren Gastgeber:innen erwartet. In einem von den Tagesgästen abgetrennten Raum erhielten wir zur Begrüßung einen exklusiven LEGO-Inside-Tour-2023-Minifiguren-Torso und mussten uns die passenden Köpfe und Kleidungsstücke selbst zusammensuchen. Nach einer umfangreichen Vorstellungsrunde ging es dann weiter zum LEGO Idea House.
Das LEGO Idea House beherbergt neben einem Museum zur Geschichte von LEGO auch den sogenannten „Vault“. Hier finden sich einem großen Archiv (fast) alle Sets wieder, die LEGO jemals auf den Markt gebracht hat – glänzende Augen und zahlreiche Flashback-Momente garantiert.
Im Anschluss ans LEGO Idea House, das übrigens nur auf Einladung seine Türen für Besucher:innen öffnet, gab es Lunch im MINI CHEF Restaurant des LEGO House. Nach einer spannenden Präsentation über die Designentwicklung bei LEGO von Gitte Thorsen, John Ho und Sam Johnson stand nach einem gemeinsamen Dinner mit zahlreichen weiteren Designer:innen am Abend das Bauen eigener LEGO-Sets auf dem Plan.
Die Aufgabe bestand darin, innerhalb von knapp drei Stunden ein Set für zukünftige LEGO-Generationen zu bauen. Dazu standen zahlreiche Steine in unterschiedlichsten Farben und Formen zur Verfügung. Wer wollte, konnte im Anschluss im Hotelzimmer noch weiterwerken. Doch nur die wenigsten machten von diesem Angebot nach einem langen und intensiven ersten Tag Gebrauch.
Tag 2
Der zweite Tag der LEGO Inside Tour begann mit einem Vortrag über die Entwicklung und Produktionsweise von LEGO-Elementen. Im Anschluss erhielten alle Teilnehmer:innen eine eigene kleine Gussform – natürlich aus LEGO-Steinen – bevor es mit dem Bus direkt zur LEGO-Fabrik in Billund ging. Fotos und Film-Aufnahmen waren hier leider verboten, weshalb ich an dieser Stelle gerne den guten Bericht von Andreas Lehmann empfehle.
Direkt im Anschluss an die Fabrikbesichtigung ging es mit dem Bus weiter zum LEGO Campus, der neuen Firmenzentrale in Billund. Hier wurden wir von Colette Burke begrüßt, Chief Commercial Officer der LEGO Group. Die langjährige Bose-Mitarbeiterin erzählte uns etwas über ihren Werdegang und ihre Arbeit bei LEGO, bevor es für uns zum Mittagessen in die Kantine der LEGO-Mitarbeiter:innen ging.
Der LEGO Campus selbst wurde erst im vergangenen Jahr fertiggestellt. Das Bürogebäude samt Park bietet Platz für etwa 2.000 Mitarbeiter:innen der LEGO Group und wurde von C.F. Møller Architects geplant. Die Fassade wurde so gebaut, dass sie möglichst viel Tageslicht hereinlässt, gleichzeitig aber den Kühlbedarf minimiert.
Grüne Dächer, langlebige Materialien, Unterstützung der Artenvielfalt und die Sammlung von Regenwasser zur Verteilung in Becken und Seen machen den LEGO Campus laut Architektenbüro zu einem besonders nachhaltigen Komplex, der die strengste dänische Energiezertifizierung 2020 erreicht. Apropos Nachhaltigkeit: Im Anschluss an das Mittagessen folgte ein Vortrag über die Nachhaltigkeitsbemühungen der LEGO Group, den ich persönlich besonders spannend fand.
Tim Brooks, Vice President Sustainability bei LEGO, berichtete über die jüngsten Misserfolge bei der Suche nach umweltfreundlicherem Material für LEGO-Steine als Plastik. Gleichzeitig bekräftigte er die Pläne des Unternehmens, in den Sets zukünftig auf Papier- statt Plastiktüten zu setzen, auch wenn dies teurer und aufgrund des Holzverbrauches auch nicht wirklich nachhaltiger als Kunststoff sei.
Nach einem kleinen Nachhaltigkeitsquiz folgte dann der Höhepunkt für viele Tour-Teilnehmer:innen – der Besuch im Mitarbeitenden-Store von LEGO. Hier konnten wir uns mit Sets nach Wunsch eindecken – mit einem Abschlag von etwa 45 Prozent im Vergleich zu den deutschen Preisen. Für jeden Teilnehmenden stand eine große Box bereit, die im Anschluss durch LEGO per Post versendet wurde. Wer darüber hinaus Sets mitnehmen wollte, der war in der Regel mit dem Auto angereist.
Tag 3
Der dritte und offiziell letzte Tag der LEGO Inside Tour begann erneut mit einem Spaziergang zum LEGO House. Dort wurden wir bereits von einem Stargast erwartet. Stuart Harris, Master Builder im LEGO House, führte uns durch das Gebäude und nahm sich viel Zeit, um über die Geschichte des Hauses und die Entstehung zahlreicher LEGO-Bauten vor Ort zu berichten.
An unterschiedlichen Stationen versuchten wir im Rahmen der Playful Tour zunächst den höchsten Turm aus LEGO-Steinen zu bauen, anschließend das schnellste Auto – und zum Schluss ein tanzendes Herz. Klingt erstmal seltsam, hat aber tatsächlich jede Menge Spaß gemacht. Überhaupt hat die geführte Tour sehr dabei geholfen, die verschiedenen Räume und möglichen Aktivitäten besser verstehen zu können.
Am Ende fehlte dann eigentlich nur noch eins – die Abschiedszeremonie. Und die ist, wie alle bisherigen Teilnehmer:innen der LEGO Inside Tour berichten können, etwas ganz besonderes. Bei der Abschiedszeremonie wird nämlich das Geheimnis um das LEGO Inside Tour-Set gelüftet, das jedes Jahr exklusiv für die Tour-Teilnehmenden entworfen wird. In diesem Jahr war das Set ein roter Feuerwehrwagen und damit eine Reminiszenz an die Anfänge des LEGO-Konzerns.
LEGO hatte in seinen Anfängen auch Feuerwehrautos aus Holz hergestellt und verkauft. Und eines dieser Autos diente viele Jahre später als Vorlage für das LEGO Inside Tour-Set mit der Nummer 4000040. Entworfen und umgesetzt wurde das Fahrzeug von Stuart Harris und LEGO Design Master Henrik Andersen. Insgesamt 470 Sets wurden produziert, von denen jeweils 35-40 an die Teilnehmenden der sechs LEGO Inside Tours 2023 verteilt wurden.
Nach der feierlichen Übergabe der Sets (auf dessen Verpackung übrigens ein Foto unserer Gruppe abgebildet ist), war dann auch schon Schluss mit Tour. Hinter uns lagen drei intensive Tage mit einzigartigen Momenten und Erfahrungen, die ich und wir niemals vergessen werden. Ein Kindheitstraum. Erfüllt. Auch wenn es nicht ganz billig war. Aber ich habe es keine Minute lang bereut. (Und jetzt muss ich aufhören – es warten noch ein paar LEGO-Sets darauf, aufgebaut zu werden.)